Lipödem: Ursachen und Symptome im Überblick

Hier erfahren Sie alles Wissenswerte zum Thema Lipödem. Wir geben Informationen zur EntstehungUrsachen, Symptomen, Diagnoseverfahren und Behandlungsmöglichkeiten von Lipödemen

 

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Was ist ein Lipödem?

Ein Lipödem ist eine chronische Krankheit, die durch eine ungleichmäßige Fettverteilung (Fettverteilungsstörung) im Körper gekennzeichnet ist und hauptsächlich bei Frauen auftritt. Dies führt zu einer übermäßigen Ansammlung von Unterhautfettgewebe, insbesondere an den Hüften, Oberschenkeln, Knien und Unterschenkeln. Die Symptome können sich mit der Zeit verschlimmern und dazu führen, dass die betroffenen Körperbereiche schmerzhaft und empfindlich werden. Patienten leiden aufgrund ihres Aussehens oft auch psychisch. Häufig tritt begleitend eine Adipositas (Fettleibigkeit) auf, welche die Betroffenen zusätzlich belastet.

 

Lipödem im Oberschenkel- und Beinbereich
Lipödeme treten häufig im Oberschenkel- und Beinbereich auf.

Lipödem Ursachen

Die genaue Ursache für die Entstehung eines Lipödems ist nicht bekannt. Es wird jedoch angenommen, dass es eine genetische Komponente gibt, die das Risiko für die Entwicklung dieser Erkrankung erhöht.

Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer. Die Symptome treten oft nach hormonellen Veränderungen auf, wie zum Beispiel in der Pubertät, während der Schwangerschaft oder nach den Wechseljahren. Ein Lipödem kann auch durch Trauma oder Verletzungen ausgelöst werden.

Lipödem Symptome

Lipödem kann zu folgenden Symptomen führen:

  1. Schmerzen: Die betroffenen Körperbereiche können schmerzhaft sein, auch ohne Berührung oder Druck.
  2. Empfindlichkeit: Die Haut kann empfindlicher sein als gewöhnlich, was zu unangenehmen Empfindungen führen kann.
  3. Schwellungen: Betroffene Bereiche können anschwellen und sich schwer oder unangenehm anfühlen.
  4. Unebene Haut: Die Haut kann eine unebene Textur aufweisen, die an Orangenhaut erinnert.
  5. Schweregefühl: Betroffene Bereiche können sich schwer und müde anfühlen.

Ein Lipödem kann das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen. Neben Symptomen wie symmetrischen, reiterhosenartigen und schwammigen Fettzunahmen, weichem Bindegewebe und Orangenhaut (Cellulite), sind auch psychische Belastungen keine Seltenheit. Oft fühlen sich die Betroffenen unwohl mit ihrem Aussehen und den ungewöhnlichen Proportionen.

Typischerweise ist ein Lipödem durch eine Fettvermehrung an den Beinen oder Armen gekennzeichnet, die bis zu den Knöcheln reicht, während die Hände und Füße unberührt bleiben. Falls Sie an einem Lipödem erkrankt sind, können Sie empfindlich auf Druck und Berührungen reagieren und leicht blaue Flecken bekommen. Darüber hinaus können sich Ihre Arme oder Beine schwerer und geschwollen anfühlen, was zu einem Spannungsgefühl und sogar Berstungsschmerzen führen kann.

Ein weiteres Symptom eines Lipödems sind große Oberschenkelumfänge, die beim Laufen stören und Hautirritationen an den Oberschenkelinnenseiten verursachen können. Schwerere Gliedmaßen aufgrund von Flüssigkeitseinlagerungen können auch zu Fehlstellungen der Gelenke und sogar Arthrose führen. 

 

Lipödem Bein
Das Lipödem grenzt sich dadurch ab, dass Füße und Zehen nicht betroffen sind.

Psychotherapie/ Psychologische Betreuung bei Lipödem

Aufgrund ihrer ungewöhnlichen Körperproportionen und der starken Schmerzen, die mit der Erkrankung einhergehen, sind Lipödem-Patientinnen oft psychisch stark belastet. Neben Depressionen, Angsterkrankungen und Essstörungen können Lipödem-Patientinnen unter einem verminderten Selbstwertgefühl leiden (siehe auch die S1-Leitlinie).

 

Welche Lipödem Stadien gibt es?

Die Einteilung in Stadien erfolgt nach der Ausprägung der Symptome und dem Fortschreiten der Erkrankung.

Im Stadium I zeigen sich meist nur wenige sichtbare Symptome wie eine leichte Schwellung oder eine ungleichmäßige Fettverteilung. Die Hautoberfläche ist glatt und das Unterhautgewebe verdickt. Zudem ist die Fettstruktur feinknotig und weist feine Dellen auf, was auch als Orangenhaut oder Cellulitis bekannt ist. Es treten keine Schmerzen auf.

Im Stadium II sind die Symptome ausgeprägter. Es kommt zu einer stärkeren Schwellung, die Struktur des Fettgewebes ist grobknotig und die Haut zeigt kleine Dellen. Es können Schmerzen bei Druck oder Berührung auftreten.

Im Stadium III ist das Lipödem am weitesten fortgeschritten. Die Schwellung und Verformung des Gewebes sind sehr ausgeprägt und es kann durch die Bildung großer unförmiger Hautlappen zu schweren Einschränkungen der Beweglichkeit kommen. Das Gewebe wird derber und härter und die Haut zeigt starke Dellen. Es treten oft Schmerzen und Entzündungen auf. 

Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung des Lipödems kann das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen und die Symptome lindern.
 

Die verschiedenen Stadien des Lipödems.
Die verschiedenen Stadien des Lipödems.

Diagnose Lipödem

Die Diagnose von Lipödemen basiert auf drei Säulen:

  1. Anamnese: Die Krankheitsgeschichte des Patienten wird erfasst. Dazu wird über einen Fragebogen bzw. in einem persönlichen Gespräch mit dem Facharzt nach Vorerkrankungen gefragt, wann die Beschwerden begonnen haben und wo Schmerzen und blaue Flecken auftreten. Die ersten Symptome des Lipödems treten typischerweise in der Pubertät oder nach einer Schwangerschaft auf und betreffen vor allem die Beine. Es wird auch nach familiär gehäuften Vorkommen der Erkrankung gefragt.
  2. Inspektion: Die betroffenen Körperbereiche werden begutachtet. Anders als bei Adipositas sind beim Lipödem nur bestimmte Körperbereiche von vermehrten Fettansammlungen betroffen. Eine spezielle Apparatur kann helfen, dies genauer zu betrachten.
  3. Palpation: Die Haut wird abgetastet. Schon im frühen Stadium zeigen sich Auffälligkeiten: Die Haut fühlt sich an, als befänden sich Styroporkügelchen darunter. Ein Kneiftest kann bei Verdacht auf Lipödem durchgeführt werden.

Zusätzlich werden in Lipödem-Zentren spezielle Geräte wie ein 3-D-Scanner und eine Bioimpedanzanalyse eingesetzt, um die Körperform objektiv und akkurat zu messen und den Körperfettanteil zu bestimmen. Dies kann dabei helfen, das Lipödem besser von einer Adipositas abzugrenzen und Mischformen zu bestimmen.

 

Abgrenzung des Lipödems 

Lipödem oder Lymphödem?

Es kommt häufig vor, dass ein Lipödem fälschlicherweise mit einem Lymphödem verwechselt wird. Es handelt sich jedoch um zwei unterschiedliche Erkrankungen: Während ein Lipödem eine Fettverteilungsstörung ist, handelt es sich bei einem Lymphödem um eine Anlagerung von Flüssigkeit in den Beinen.

Wird das Lipödem durch eine Adipositas begleitet, belastet dies das Lymphsystem und kann auf Dauer die Gefäßwände verändern und so die Transportkapazität verringern. Wenn ein Lipödem über Jahre hinweg unbehandelt bleibt, kann es zu einem sekundären Lymphödem führen, welches oft als Lipo-Lymphödem bezeichnet wird. Um dies zu verhindern, ist es ratsam, frühzeitig mit der Behandlung des Lipödems zu beginnen.

 

 

Lipödem oder “nur dicke Beine oder Arme” (Adipositas)

Typische klinische Merkmale Lipödem Adipositas
Fettvermehrung ja ja
Unharmonische Proportionen ja möglich
Neigung zu Blutergüssen ja nein
Schwellung (Ödem) ja ja
Druckschmerz ja nein

 Quelle: Lipödem Zentrum München

Lipödem und Adipositas sind zwei Erkrankungen, die oft miteinander verwechselt werden. Im Anfangsstadium ist eine Abgrenzung schwierig, da beide Erkrankungen zu einer vermehrten Ansammlung von Fettgewebe führen können. Beim Lipödem ist die Fettvermehrung jedoch vor allem an den Beinen, Hüften und Po zu sehen, während der Oberkörper in der Regel schlank bleibt. Bei Adipositas hingegen tritt das Übergewicht am ganzen Körper auf und wird durch den Body-Mass-Index (BMI) sowie den Bauch-Größen-Quotienten bestimmt. Lipödem-Patientinnen verspüren oft starke Schmerzen und bekommen schnell blaue Flecken, während übergewichtige Patienten ohne Lipödem meist beschwerdefrei sind. Eine Diät kann zur Abgrenzung der Erkrankungen beitragen, da ein Lipödem nicht durch Ernährungsumstellung oder Sport verschwindet. Es ist jedoch wichtig zu prüfen, ob eine Lipödem-Patientin gleichzeitig an Adipositas leidet, da dies gesundheitliche Risiken bergen kann.

Lipödem oder Adipositas?

 

Lipödem oder Cellulite

Cellulite oder auch “Orangenhaut” ist oft eine Begleiterscheinung von Lipödem, das durch ein schwaches Bindegewebe verursacht wird. Im Gegensatz zur schmerzhaften Schwellung und Druckempfindlichkeit beim Lipödem ist Cellulite jedoch in der Regel ein rein kosmetisches Problem

 

Lipödem oder Lipohypertrophie

Typische klinische Merkmale Lipödem Lipohypertrophie
Fettvermehrung ja ja
Unharmonische Proportionen ja ja
Neigung zu Blutergüssen ja möglich
Schwellung (Ödem) ja nein
Druckschmerz ja nein

Quelle: Lipödem Zentrum München

Das Lipödem und die Lipohypertrophie sind zwei Erkrankungen, die sich durch eine Fettgewebsvermehrung äußern und oft in der Pubertät oder nach der Menopause auftreten. Beide führen zu einer ungleichmäßigen Verteilung von Fettgewebe an den Beinen und manchmal auch an den Armen. Jedoch ist die Lipohypertrophie ein rein ästhetisches Problem, da keine Schmerzen oder Schwellungen auftreten. Im Gegensatz dazu kann das Lipödem schmerzhaft sein und mit Schwellungen verbunden sein. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass eine Lipohypertrophie zu einem Lipödem führen kann. Daher ist eine genaue Diagnosestellung wichtig, um die beiden Erkrankungen voneinander abzugrenzen und die bestmögliche Behandlung zu gewährleisten.

 

Lipödem oder Lipohyperplasie? 

In seltenen Fällen kann sich auch aus einer „Lipohyperplasie“ (Fettgewebsvermehrung) ein Lipödem entwickeln. Im Unterschied zur Fettgewebsvermehrung leiden Lipödem-Patienten an Druck- und Berührungsschmerzen und bekommen schnell blaue Flecken. Bei der Lipohyperplasie handelt es sich um Fettansammlungen, die nur von ästhetischer Bedeutung sind. Es handelt sich um keine Krankheit.
 

Lipödem Behandlung

Es gibt noch keine Heilung für Lipödeme, aber es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, die helfen können, die Symptome zu lindern und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. 


Was hilft gegen Lipödem?

Die konservative Therapie zur Behandlung eines Lipödems ist die Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE). Diese besteht aus folgenden Elementen:

  1. Manuelle Lymphdrainage (MLD)
  2. flachgestrickte Kompressions-Versorgung
  3. Hautpflege
  4. Sport
  5. Selbstmanagement

Eine gesunde Ernährung und ein normales Körpergewicht können dazu beitragen, die Beschwerden eines Lipödems zu verringern. Tatsächlich kann eine ungesunde Ernährung und Übergewicht das Ödem weiter verschlimmern. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass eine Heilung des Lipödems nicht allein durch Ernährung oder Diäten erreicht werden kann. Dennoch sind gesunde Ernährung und Normalgewicht bedeutende Faktoren, die zu einem besseren Wohlbefinden beitragen können.

Eine Liposuktion, d.h. Fettabsaugung kann bei Lipödem-Patienten ein wichtiger Bestandteil der Therapie sein, um Schmerzen zu lindern und die Beweglichkeit zu verbessern. In Deutschland werden jährlich etwa 250.000 Fettabsaugungen durchgeführt, wobei nur drei Techniken zur Absaugung des Lipödems geeignet sind: Tumeszenz-Lokalanästhesie, Wasserstrahl-assistierte Liposuktion und modifizierte WAL nach Dr. Stutz. Welche Technik im Einzelfall besser ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die Erfahrung, das Geschick und die Sorgfalt des Arztes sind entscheidend für ein gutes Ergebnis. Die Liposuktion beim Lipödem kann an verschiedenen Körperbereichen durchgeführt werden, zwischen den Arealen sollte ein zeitlicher Abstand von mindestens 4 Wochen liegen.


Wann übernimmt die Krankenkasse die Kosten für eine Liposuktion?

Die Übernahme der Kosten durch die Krankenkasse hängt von verschiedenen Faktoren ab (siehe Beschluss des G-BA).
In der Regel werden die Kosten für eine Liposuktion von der Krankenkasse übernommen, wenn ein Lipödem im Stadium III vorliegt, bei dem konservative Therapien über einen Zeitraum von sechs Monaten nicht zu einer hinreichenden Linderung der Beschwerden geführt haben. Zudem müssen eine ärztliche Diagnose und Empfehlung vorliegen sowie ein Antrag auf Kostenerstattung gestellt werden. Diese Regelung ist zunächst bis zum 31.12.2024 befristet. 

Es ist empfehlenswert, sich im Vorfeld bei der eigenen Krankenkasse über die genauen Kriterien und Voraussetzungen zu informieren, um eine reibungslose Abwicklung zu gewährleisten.


Wenn Sie Symptome eines Lipödems bemerken, sollten Sie einen Arzt aufsuchen, der die richtige Diagnose stellen und eine geeignete Behandlung empfehlen kann.
 

Welchen Arzt sollte ich bei einem Lipödem aufsuchen?

Wenn Sie vermuten, dass Sie unter einem Lipödem leiden, sollten Sie einen Facharzt aufsuchen, der auf die Behandlung von Erkrankungen des lymphatischen Systems und des Fettgewebes spezialisiert ist. Ein Lymphologe oder Phlebologe kann eine umfassende Diagnose durchführen und Ihnen die bestmögliche Therapie empfehlen. Darüber hinaus kann auch ein Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie hinzugezogen werden, um operative Eingriffe wie die Liposuktion durchzuführen. Achten Sie bei der Auswahl des Arztes darauf, dass er über ausreichende Erfahrung in der Behandlung von Lipödemen verfügt und sich regelmäßig fortbildet, um auf dem neuesten Stand der Behandlungsmethoden zu sein.

Anderen Mut machen und ein Vorbild sein

Schätzungen zufolge leidet jede zehnte Frau in Deutschland an einem Lipödem. Mit dieser Krankheit offen umzugehen und anderen zu zeigen, wie sie ihre Herausforderungen aufs Tägliche meistern – das sind #Lipödem-Mutmacher. Auf Instagram berichten sie von ihrem Alltag, von ihren Sorgen, aber auch von ihren Freuden, und geben Tipps im täglichen Umgang.

Mehr zur Initiative #LipödemMutmacher

Bitte beachten Sie: Dieser Artikel dient lediglich der Information und ersetzt keinen Arztbesuch.

 


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